In einem Staat, dessen Existenzrecht permanent bestritten wird, kommt der Archäologie auch politische, wenn nicht sogar existenzielle Bedeutung zu. Sie kann den Erweis erbringen, dass das Land Israel die historische Heimat der Juden ist, indem sich die biblischen Geschichten durch Funde bestätigen lassen. Denn immerhin dient auch die jüdische Bibel als Argument für den Anspruch auf das Land, und das sogar auf höchster Ebene: Im April 2019 hielt der damalige UN-Botschafter Danny Danon im Weltsicherheitsrat eine Bibel hoch und sagte dazu: „Die ganze Geschichte unseres Volkes, und unsere Verbindung zum Land Israel, beginnt genau hier.“
Die Funde sprechen für sich. Regelmäßig stoßen Archäologen, aber auch Ausflügler, auf Artefakte aus alter Zeit, die eben jene Verbindung belegen. Im Jahr 2015 gaben Archäologen der Hebräischen Universität Jerusalem etwa bekannt, dass ein zuvor gefundenes Siegel den Namen des biblischen Königs Hiskia (spätes 8. Jahrhundert vor Christus) enthält. Die Besonderheit: Erstmals fand sich ein derartiges Siegel vor Ort, das heißt im früheren königlichen Bereich von Jerusalem südlich des Tempelbergs. Nach Ansicht der Forscher bestätigt dies die Echtheit anderer Siegel mit dem Namen Hiskia, die allerdings von ihrem Fundort entwendet auf dem Schwarzmarkt kursieren.
Auch Stätten, die scheinbar gut erforscht sind, bergen noch Überraschungen. Im Dezember 2022 sagten israelische Archäologen, die 1880 entdeckte Siloah-Inschrift im Hiskia-Tunnel sei länger als bislang gedacht. Die Passagen deckten sich zum Teil wörtlich mit den Schilderungen in der Bibel (etwa 2. Könige 18,1.4.8). Im März 2022 behauptete eine internationale Gruppe von Archäologen zudem, auf einer kleinen Platte aus Blei den bislang ältesten Beleg für die hebräische Sprache gefunden zu haben. Er stamme aus den Jahren um 1200 vor Christus und enthalte eine frühe Form des Gottesnamens JHWH.
Wichtige Funde wurden aber schon in früherer Zeit gemacht. Als ältester Beleg für eine Volksgruppe namens „Israel“ gilt die 1898 entdeckte Merenptah-Stele, benannt nach dem Pharao Merenptah (13. Jahrhundert vor Christus). Genau drei Jahrzehnte zuvor stieß der Missionar Frederick August Klein östlich des Toten Meeres auf die sogenannte Mescha-Stele aus dem 9. Jahrhundert vor Christus: In der Inschrift rühmt sich der moabitische König Mescha, dass er sich aus der Tributpflicht vom Nordreich Israel befreit hat (2. Könige 3). Sie enthält zudem den Eintrag „Haus David“, ebenso wie die 1993 gefundene Tel-Dan-Inschrift. Besonders letztere dient als außerbiblischer Beleg für eine Königsdynastie, die sich auf einen Mann namens David zurückführen lässt.
Ein weiter Höhepunkt ist der Fund von kleinen Silberröllchen in einer Höhle am Abhang zum Hinnom-Tal, südlich des Jerusalemer Tempelbergs. Die Rollen enthalten eine Kurzversion des aaronitischen Segens (4. Mose 6,24-26). Sie dienten wohl als Amulett und stammen aus dem 6. oder 5. vorchristlichen Jahrhundert. Heute sind sie im Israel-Museum zu sehen.
Wer Juden die historische Verbindung zum Land Israel absprechen will, muss solche Funde ignorieren oder verhindern. So sind Grabungen auf dem Tempelberg, verwaltet von der islamischen Behörde Waqf, verboten. Ende der 1990er Jahre schafften die Palästinenser Tonnen von archäologisch wertvollem Schutt beiseite, als sie bei den Ställen Salomos auf dem Tempelberg eine unterirdische Moschee errichteten. Altertumsforscher durchsieben zwar den abgelagerten Schutt, aber Funde „vor Ort“ sind nicht mehr möglich.
Wie groß die Furcht vor der Geschichte ist, zeigt das Beispiel des 1925 von der Waqf-Behörde herausgegebenen Tempelberg-Führers. Dort heißt es noch wie selbstverständlich, dass auf dem Areal der Tempel Salomos gestanden habe. Heute leugnen Palästinenser eben jene Verbindung zwischen Juden und Tempelberg. Die Kultur-Organisation der Vereinten Nationen, UNESCO, machte in den vergangenen Jahren bei dieser Art von Geschichtsklitterung mit: Sie verwendete in diversen Resolutionen lediglich die arabische Bezeichnung des Tempelbergs („ehrwürdiges Heiligtum“ / Haram asch-Scharif).
Dieser Artikel ist zuerst bei Israelnetz erschienen.