15. März 2025 | 15. Adar 5785
Beitrag im ARD-„Mittagsmagazin“

Sprachschutz für Terroristen

Ein ARD-Beitrag zu den Tempelberg-Spannungen in Nahost lässt Urheber von Terror unerwähnt. Damit tun die Journalisten den Palästinensern keinen Gefallen.
Kommentar | 21.04.2022

Dass Terroranschläge und damit verbundenes Leid sprachlos machen, ist eigentlich ein Zeichen für Sympathie und Mit-Trauer. Das ARD-„Mittagsmagazin“ zeigt eine Sprachlosigkeit der anderen Art: In einem Bericht zu den aktuellen Spannungen bezüglich des Tempelbergs (in der Sendung vom 20. April ab Minute 23:34) erfährt der Zuschauer, dass es in den vergangenen Wochen „in Israel“ schon zu Terroranschlägen gekommen ist. Was ungesagt bleibt: Diese Anschläge mit insgesamt 14 getöteten Israelis haben palästinensische Terroristen und israelische Araber mit Sympathie für die Terror-Organisation Islamischer Staat verübt.

Nun könnte man ins Feld führen, dass so eine Sprachlosigkeit bezüglich der Täter der Kürze des Beitrages geschuldet ist. Doch wenn es um Palästinenser als Opfer geht, benennt der Journalist Christian Limpert die Akteure: Es waren „israelische Streitkräfte“, die 21 Palästinenser töteten. Auch die Anmoderation von Nadia Kailouli folgt diesem Prinzip. Dass die israelischen Streitkräfte Razzien infolge der Terrorakte durchführten und dabei unter teils heftigen Beschuss kamen – für das „Mittagsmagazin“ ist das unerheblich.

Ein Ramadan für die Kamera

Die Hauptrolle des Beitrages spielt ein Palästinenser namens Hamsa Schuscha: Ein Muslim, der – wie schön für das Drehbuch – nichts weiter im Sinn hat, als den Fastenmonat Ramadan mit Freunden und Familie zu feiern. Natürlich darf er sich beklagen über „die Soldaten“ und „die Besatzungspolitik“. „Wir wollen diese Anschläge nicht. Wir wollen hier auch keine Gewalt. Wir wollen doch nur leben“, sagt er in die Kamera.

Der Palästinenser soll offenbar pars pro toto für die allgemeine Haltung der dortigen Muslime stehen. Die Frage ist dann, warum viele Gläubige in der Al-Aqsa-Moschee Steine und andere Wurfmittel horteten und auf die dortige Polizeistation warfen, wenn sie einfach nur den Ramadan begehen wollten. Wurde Schuscha diese Frage gestellt? Verurteilt er das Verhalten?

Ein ausgemachtes Übel

Für die ARD ist jedenfalls klar, dass sich „beide Seiten“ gegenseitig provozieren. Was Provokation bedeutet, geben dabei die Palästinenser vor. Im Falle von Juden reicht es nämlich schon, wenn sie einfach den heiligsten Ort des Judentums betreten wollen. Ja, sie „beanspruchen diesen für sich“, weiß Limpert. Was der Zuschauer nicht erfährt: Es sind die Palästinenser, die den Tempelberg für sich beanspruchen. Juden dürfen dort bei eingeschränktem Zugang aufgrund dieses Anspruches nicht einmal beten.

Die Stoßrichtung des Beitrages lässt sich aus Gesagtem und Ungesagtem ableiten und stand wohl auch im Vorfeld fest: Der Islam soll als völlig harmlose Religion präsentiert werden, während die Israelis mit ihrer „Besatzung“ als Urheber des Unfriedens taugen.

Zu Ende gedacht erscheint dahinter ein fragwürdiges Menschenbild: Während den Israelis die Hauptlast der Verantwortung für die Entwicklungen in Nahost zugesprochen wird, dürfen sich Palästinenser wie kleine Kinder verhalten, zum Beispiel auf dem Tempelberg. Sie rechnen offenbar gar nicht damit, in Verantwortung gebracht zu werden, nicht von der Weltgemeinschaft, und auch nicht von Journalisten. Der Beitrag hat einmal mehr belegt, wie recht sie damit haben.

Dieser Artikel ist zuerst bei Israelnetz erschienen.